Zwei Schulfreunde sitzen im Café und unterhalten sich. Plötzlich klingelt das Smartphone des einen, woraufhin er sich sofort vom Gespräch abwendet, sein Mobiltelefon vom Tisch nimmt und beginnt eine Nachricht einzutippen.
Viele Menschen werden sich bereits in einer solchen Situation befunden haben. Eine Unterhaltung bricht ab, weil das Smartphone des Gesprächspartners klingelt und dieser seine gesamte Aufmerksamkeit fortan seinem Handy schenkt.
Von Lisa Wiegand
Für das Verhalten des Freundes, der auf seinem Smartphone tippt, gibt es im englischsprachigen Raum bereits einen Begriff. „Phubbing“ setzt sich zusammen aus „phone“ und „snubbing“. Das Wort beschreibt die Unsitte, sich in Gegenwart eines Anderen lieber mit dem Smartphone zu beschäftigen. Das Gegenüber fühlt sich dadurch oft überflüssig oder sogar verletzt.
Phubbing ist nur ein Phänomen, das durch die unachtsame Nutzung von Smartphones entsteht. Oft stören oder verärgern wir unsere Mitmenschen, manchmal sogar ohne es zu bemerken. Auf Konzerten kommt es vor, dass unzählige leuchtende Displays die Sicht auf den Künstler versperren und in der Bahn treten Menschen lauthals ihre Eheprobleme am Telefon breit. Diverse Apps machen es möglich, sofort und an jedem Ort potentielle Partner in der Umgebung zu finden. Daneben kursiert die Behauptung, das Smartphone zerstöre Beziehungen und soziale Kontakte gingen verloren.
Wer sagt uns, welcher Umgang mit dem Smartphone nun der Richtige ist?
Die Frage ist schwer zu beantworten, denn in dieser Hinsicht unterscheidet sich die Wahrnehmung von Mensch zu Mensch. Der Eine ist von der entzogenen Aufmerksamkeit tief betroffen, der Andere zieht selbst das Smartphone aus der Hosentasche.
An dieser Stelle ist es wichtig, das eigene Verhalten einmal von außen zu betrachten und sich darüber Gedanken zu machen, wie wir bei unseren Mitmenschen ankommen. Auch die Tätigkeit an sich sollte hinterfragt werden. Führe ich eine sinnvolle Konversation und pflege ich damit wirklich meine sozialen Kontakte oder chatte ich nur zum Zeitvertreib?
Eine Studie, erstellt von Microsoft und der Universität Kansas kam zu dem Ergebnis, dass die Smartphone-Nutzung keine negativen Auswirkungen auf die Beziehung hat. Das gilt allerdings nur unter der Bedingung, dass sie die gleichen Regeln im Umgang mit dem Smartphone befolgen.
Was würde Adolph Knigge wohl dazu sagen? Hier sind einige Vorschläge:
1. Beim Telefonieren im Bus oder auf dem Schulhof die Stimme senken und nicht über private Dinge sprechen. Behalte immer im Kopf, dass andere das Gespräch mithören können.
2. Während einer Unterhaltung keine Telefonate annehmen und nicht chatten. Auch keine Dinge im Internet nachschlagen, das stört die Konversation und signalisiert dem Gesprächspartner Desinteresse.
3. In Kinos, Kirchen und Restaurants das Handy aus- oder lautlos schalten.
4. Nicht ungefragt Fotos von Freunden online stellen. Das kann unter Umständen negative Folgen für die Betroffenen haben und die Freundschaft belasten. Auch mit Markierungen sollte vorsichtig umgegangen werden.
5. In Nachrichten auf die korrekte Rechtschreibung achten. Hier ist zwischen privaten und beruflichen Nachrichten zu unterscheiden. Achte darauf, an wen du schreibst und wie deine Nachricht auf den Empfänger wirkt.
Wie sich die Nutzung digitaler Medien auf unsere Gesundheit auswirkt findet ihr hier im STERN und hier im Spiegel.