Fotos: Melanie Lal, Bora Hüttig
Zu Besuch beim Champion Sound Rapkonzert im Centrum in Erfurt: Hier trafen wir auf die Leipziger Dude26 und FablePhaeb, besser bekannt als Dude&Phaeb und wollten Näheres wissen.
Wie habt ihr euch kennengelernt?
Phaeb: Das war bei einer Jazz Jam Session, was auch ein bisschen bezeichnet ist für den Sound, den wir beide mögen. Wir sind zwar keine Jazz Musiker, aber Dude, der die Beats baut, macht das sehr jazzlastig und deswegen war das ein guter Ort sich zu treffen. Es gab da eine regelmäßige Jazz Session einmal im Monat und da sind wir uns über den Weg gelaufen. Dude hat mich einfach angesprochen und hat gemeint: „Hier du machst doch auch Musik..“ und so kam das zustande, so haben wir uns getroffen.
Habt ihr, bevor ihr euch als Team zusammen geschlossen habt, auch schon jeweils Hip-Hop Musik fabriziert?
Dude: Ja definitiv! Phaeb war ja auch schon ein paar Jahre aktiv und ich auch an unserer jeweiligen Geburtsstätte. Phaeb kommt aus Gotha und ich komm aus Schweinfurt. Franken ist ja gar nicht so weit weg von hier, also gab’s da schon ein bisschen Vorlauf. Wir sind wahrscheinlich beide ähnlich in dieses Hip-Hop Ding reingerutscht Ende der 90er Jahre, als da so eine Welle in Deutschland los getreten wurde. Und ja, wir haben uns schätzungsweise mit 23/ 24 getroffen und bei mir hat das schon mit 14/ 15 angefangen. Ich hab auch schon in der Schulzeit mit 10 Jahren Kris Kross gehört. Also von daher: den Hip Hop, den gab‘s schon ein bisschen länger für uns beide.
Phaeb: Darf ich auch noch was dazu sagen? Also ich bin auch schon seit Anfang der 2000er aktiv. Trete auch bei verschiedenen Combos auf. Ich komm ja aus Thüringen- aus Gotha- und einer meiner ersten Crews war Siebenzwo zum Beispiel. Aus der Crew heraus kam auch das zustande was hier heut Abend stattfindet, denn der Veranstalter von der Veranstaltung der Score war damals auch mit in dieser Crew und das ist ganz schön. Zu ihm hab ich auch schon seit länger wieder Kontakt. Aber auch viele Leute von damals sind heute hier und ich bin auch ein bisschen aufgeregt. Teilweise Leute, die ich seit über 10 Jahren nicht gesehen hab. Das ist sehr gut, weil Hip Hop verbindet- auch über die Zeit und über den Raum hinweg und das ist halt faszinierend und auch ein Grund warum wir das immer noch machen.
Wie kamen eure Namen „dude26“ und „FablePhaeb“ zustande?
Dude: Ja das mit der Namensfindung ist immer so eine Sache. Also ich komm aus einer Stadt, wo es große Amerikanische Kasernen, also viele Soldaten wegen dieser „Besatzungssache“ gab. Und wir haben immer Basketball gespielt und ich dachte sie hatten mir den Spitznamen „Dude“ gegeben. Doch eigentlich wussten sie nur nicht wie ich heiße und haben dann im übertragenen Sinne „Ey Alter oder so zu mir gesagt und es hat sich dann irgendwie so eingebürgert. Und man konnte man es noch gut taggen. Und ja, die 26 ist einfach meine Zahl. Ich bin am 26. geboren und fand es schon immer geil so eine Zahl für sich zu entdecken. (Zu Phaeb:) Wie war‘s bei dir?
Phaeb: Ja.. die Frage nach dem Namen ist natürlich immer so eine klassische Frage. Ich heiße Fabian mit bürgerlichen Namen und da liegt Phaeb eigentlich nicht fern. Erst war‘s Phaeb. Dann kam ein Kumpel damals vom Forum West, der meinte: „ Ey Phaeb.. ehmm flavour Phaeb fable Phaeb“. Und ja als Crew lässt Dude seine Zahl weg und ich mein Fable und dann sind wir Dude&Phaeb. Man muss ja auch sagen, dass es sich irgendwie eingebürgert hat. Es gibt viele Crews mit ’nem ‚und‘ dazwischen: Hiob & Morlockk Dilemma, Retrogott & HulkHodn usw…
Man fragt sich dann natürlich wofür das ‚&‘ steht. Das ist dann die Leerstelle. Und die wird jetzt grad durch DJ Free- Kee an den Turntables ausgefüllt, der uns unterstützt und Cuts macht für die Alben, aber auch live auflegt.
Macht ihr noch Workshops für Kinder und Jugendliche, um ihnen die Hip-Hop Kultur näher zu bringen?
Dude: Haben wir eine zeitlang sehr viel gemacht im Rahmen unseres Studiums. Ich hab Sozialpädagogik und Phaeb hat Kulturwissenschaft studiert und wir haben immer Sinn darin gesehen. Klar kann man auch ein bisschen Geld verdienen aber in erster Linie ist es halt geil ein paar Kids irgendwie zu motivieren und ihnen ein paar neue Türen zu zeigen. Ob sie da durch gehen ist ihnen freigestellt.
Im Moment ist das ein bisschen auf Eis gelegt, weil wir uns auf‘s Album Release und verstärkt auf unsere eigene Musik fokussieren. Aber ich schließ es nicht aus. Ich würd‘s mal so sagen: Ich bin immer offen für Workshops, aber bin in erster Linie daran interessiert auch selber Musik zu machen und das nicht irgendwie sozialpädagogisch auszuschlachten. Das Ganze ist mir wichtig.. und Phaeb, was geht bei dir?
Phaeb: Ich seh das so ein bisschen anders. Ich glaub es ist halt dieses Workshops-Geben und auch Weitergeben an jüngere Menschen ist halt ein Teil der kulturellen Praxis. So dieses ‚Each one- teach one‘. Der Gedanke steckt da so dahinter und mir ist es persönlich wichtig, dass die jungen Menschen die Kultur nicht nur über die Medien kennenlernen, sondern auch durch einen direkten und authentischen Kontakt zu Vertretern der Kultur. Das heißt: In erster Linie sind wir Künstler und Musiker, aber Teil unseres Künstlerseins ist es natürlich auch das weiterzugeben und Leute mit diesem Hip-Hop-Fieber anzustecken.
Können wir in nächster Zeit mit neuen Werken von euch rechnen?
Dude: Ich bring ’ne kleine Beat Scheibe raus. Das war schon länger in Planung. Neben der ganzen Rapperei auch mal einfach ein Instrumentalding an den Start zu bringen. Die kommt am 26.6. raus. Im Rahmen der Jam hier wurde ja eine 10 Inch veröffentlicht mit allen auftretenden Künstlern. Ein Kumpel von uns vom Label Daily Concept- eine Hälfte von Chezz&DAM- der bringt ein Produzentenalbum raus. Also es ist eigentlich grade sehr viel am Entstehen, weil die Platte auch so ’ne Renaissance erfährt. Es werden sehr viele Platten gepresst und wir versuchen immer unseren Teil dazu beizutragen. Wenn wir gefragt werden und das künstlerisch passt, dann sind wir eigentlich mit im Boot.
Phaeb: Red‘ nicht so viel… die müssen das alles transkribieren. Unser Label „Daily Concept“ ist auf jeden Fall noch erwähnenswert.
Was hört ihr persönlich gern für Musik?
Dude: Also da gibt’s sehr viel. Ich hör‘ halt gern Musik, die mich runterbringt. Es sollte nicht voll auf die Fresse sein. Ich hör‘ gern Soul, Jazz.. Funk sowieso. Hiesige Rapper gibt’s auch. Ich feier sehr Eloquent, mit dem ich auch schon zusammengearbeitet habe. Das ist MC- mäßig auf jeden Fall jemand, den ich sehr häufig mir reinfahr‘. Keine Ahnung.. die Jungs, die hier spielen auch. Deutschlandweit geht viel. Es muss halt schön soulig sein. Ich will die Mucke fühlen, dann geht sie mir rein.
Phaeb: Wer mal über den Tellerrand gucken will, der kann sich auch Musik von Twick, der hat auch eine kleine 7inch gemacht mit dem Twit One. „Twick und Twit“ heißt die Platte. Auch sehr gute Musik! Empfehle ich mal rein zuhören.
Dude: Jetzt haben wir natürlich wieder nur Kumpels genannt. Auch ein bisschen schäbig…
Wir hören auch nicht nur Rap, das wäre Schwachsinn. Ich hab durch meinen Bruder eigentlich eine ganz andere Musiksozialisation erfahren. Ich hab früher viel Ton Steine Scherben gehört. Viel Punkrock und Metal auf Kassetten. Flow Mega feier ich riesig. Für mich einer der Besten deutschen Soulstimmen. Ich zieh mir vieles rein, ist Genre- unabhängig.
Ihr macht vorwiegend sozialkritische Musik zum Nachdenken. War das von Anfang an geplant oder hat sich das mit der Zeit ergeben?
Phaeb: Ich glaub das ist nicht dezidiert sozialkritisch oder politisch. Das hat halt immer mit der Leseart des Hörers zu tun. Wir setzen uns jetzt nicht Zuhause hin und sagen „Das muss jetzt was sozialkritisches sein.“ Sondern wir machen das halt eigentlich alles aus so ’nem Flow heraus. Das ist ein Prozess. Es kommt halt einfach aus uns raus. Es ist uns natürlich wichtig, dass wir die Welt in der wir leben reflektiert betrachten, aber das spielt im Schaffensprozess nicht so die Rolle. Wir setzen uns halt einfach zusammen und die Musik ist das Ergebnis.
Dude: Das seh‘ ich genauso. Ich tu mich halt immer schwer mit so Schubladen: sozialkritischer Rap/ politischer Rap, weil, wenn ich mich politisch engagieren wollen würde, dann würde ich das nicht durch Musik nur machen, sondern würde andere Wege suchen. Für mich ist es eher so: Wir haben beide einen Konsens, wir stehen halt auf Message. Neben dem Vipe von `nem Beat von dem Flow der technischen Art, wie man es machen kann stehen wir einfach auf Message und wollen auch so ein bisschen Gegenpunkt zu diesem „Ey, wir sind nur ignorant und wir geben ’nen Fick auf alles“ sein. Es ist ja auch legitim es so zu machen, aber wir stehen halt auf Message und sagen auch gern was wenn wir was schreiben. Ich hab kein Bock ’nen 16- Zeiler zu schreiben und danach nichts gesagt zu haben. Damit tu ich mich persönlich schwer. Dude&Phaeb stehen ein Stück weit für Message.
Ich würde eher sagen es ist Concious Rap als politischer Rap. Ich denke jede künstlerische Äußerung, die man öffentlich darbietet ist politisch. Auch das, was Cro macht ist politisch auch das, was Mc Fitti macht ist politisch.
Never heard – Ich auch nicht.
Aber halt in eine ganz andere Richtung. Opportunistisch.
Habt ihr noch eine abschließende Message an die Welt?
Dude: Do what you feel!
Phaeb: So würde ich es glaube nicht ausdrücken. Ich weiß nicht.. ich fänd‘ s schön, wenn unsere Musik andere Menschen dazu anregt selbst kreativ tätig zu werden. Das ist so die größte Bestätigung, das größte Wirken, wenn es um den Einfluss, den man haben kann geht, was man halt haben kann. Setzt euch hin, werdet selbst aktiv, tanzt, seid nicht nur Konsumenten, sondern produziert selbst euren eigenen Shit!