Wenn es ein Thema gibt, das mich in den letzten Tagen beschäftigt hat, dann ist es mit Sicherheit der Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris. Ich konnte kaum aufhören, daran zu denken. Bei uns in Jena gab es auf dem Platz der Universitätsgebäude eine Gedenkminute. Während ich auf diese wartete, las ich die Artikel zu dem Gewaltakt in der Sueddeutschen Zeitung. Es war wohl keine gute Idee, währenddessen einen koffeeinhaltigen Eis-Tee zu trinken. Danach schlug mein Herz vor Aufregung so stark, dass ich einen Spaziergang um den Campus mache musste, um mich wieder zu beruhigen. Für jeden Journalisten ist es wohl schwierig, bei diesem Thema unbefangen zu berichten. Es betrifft die Presse- und Meinungsfreiheit. Dies ist quasi DER Kodex für jeden ernstzunehmenden Journalisten. Es ist erstaunlich, wie einem das in Leib und Seele übergeht, wenn man allein das Berufsziel hat. Es ist ein wenig erschreckend, was für Konsequenzen die Äußerung der eigenen Meinung haben kann. Wovor ich allerdings noch mehr Angst habe, ist die Meinungsmache einiger Menschen, die nicht die richtigen Rückschlüsse aus diesem Ereignis ziehen. Wenn man das studiert, was ich studiere, werden einem langsam aber sicher die Fäden und Verbindungen zwischen, in und durch Gesellschaften in ihren Lebensräumen sehr bewusst. Man kann das einfach nicht ignorieren und dieses ganze Wissen rattert einem im Kopf, so überwältigt ist man von den Erkenntnissen und Verantwortungen als human denkender Mensch.
Zur Gedenkminute waren viele von der Campusmedienriege anwesend und auch um uns tummelte sich die Presse, um aufzuzeichnen, was dort passierte. Es regnete und unsere Kerzen wurden immer wieder vom Wind ausgeblasen. Die Gedenkminute wurde veranstaltet durch die atheistische Hochschulgruppe gbs Jena. Mir war nicht klar, dass atheistisch auch antireligiös bedeuten kann. Die Worte zur Ansprache waren nicht so gewählt, dass ich oder auch viele andere diesen zustimmen hätten können. Der Sprecher kritisierte darin den Islam als Ursprung terroristischer Ereignisse. Eine Studentin rief “Bist du von der Pegida, oder was?” Die Verantwortung der Ereignisse darf man auf keinen Fall auf die gesamte islamische Religion geschoben werden! Auf der Seite der facebook-Veranstaltung haben sich bereits einige Menschen von den Aussagen differenziert. Es klar, dass die Ansprache von einer Einzelperson gehalten wurde und vermutlich nicht der Meinung der gesamten Hochschulgruppe entspricht. Dennoch sollte man sich das nächste Mal zu einem solchen Anlass im Klaren sein, wie man die Worte wählt. Es ist schade, dass dieser Moment Anteil zu nehmen so ein wenig zerstört wurde.
Bei dem Anschlag waren vier Karikaturisten und auch Zivilisten getötet worden. Online hatte sich der Hashtag #JesuisCharlie schnell verbreitet. Mit diesem drückten die Menschen ihre Trauer und ihr Mitgefühl aus. Europaweit waren Trauerminuten organisiert worden.