Irak versinkt gerade in Revolte und Terror und in Brasilien geben Jogis Jungs alles auf dem Rasen. Auf Facebook, twitter und selbst den Titelseiten von TA, BILD und Co. tönen zwei Worte ganz laut: „Inshallah“ (arabisch “So Gott will”) für die Iraker und „Football“. Doch Inshallah Football ist schon der Titel einer Doku des indischen Filmemachers Ashvin Kumar – ein Must-watch für alle, die Fußball nicht nur als Füße und Bälle sehen.
Es geht um den Argentinischen Fußballtrainer Juan Marcos Troia. Er zieht mit seiner brasilianischen Frau nach Kaschmir, einem Bundesstaat im Norden Indiens um Jugendlichen dort einen Ausweg aus Konflikt, Vorurteil und Benachteiligung zu geben. Der Film Inshallah Football, leider nur in English, folgt dem Jungen Basharat, der in Troias Fußballteam ist.
Troias Fußballakademie „ISAT” trainiert Kinder rund um die umkämpfte Bergregion Kaschmir, Das Leben dort ist für viele junge Männer, meist Muslime, in Troias Akademie nicht leicht, auch nicht für den jungen Fußballer Basharat.
Als in den 1990ern Unmut über die indische Besetzung in Kashmir ausbrach, gingen viele Männer über die Grenze nach Pakistan und ließen sich dort als Terroristen ausbilden. Auch Basharats Vater. Wer heute zu einer „militanten” Familie in Kashmir gehört, hat nichts mehr zu lachen: Sie haben keinen Reisepass, es ist schwer einen Job zu bekommen oder das Land gar für Bildung zu verlassen. Troias Fußballakademie gibt den Kindern von ehemaligen Terroristen eine Chance und eine Perspektive der Misere zu entkommen.
Kumars Film lässt uns eintauchen in Troia und seiner Familie: Sie probieren alles, um Basharat zum Trainingslager nach Brasilien mitzunehmen. Auch an die Jungs lässt uns Kumar ganz nah heran und zeigt sogar wie sie krampfhaft versuchen junge Kashmiri-Frauen mit kleinen Angebereien zu beeindrucken.
Das ist die erste Aussage von Inshalah Football: Den Fußball als Chance auf ein besseres Leben verstehen, wie in Brasiliens Armutsvierteln, den Favelas. (Auch im brasilianischen City of God war Fußball nie weit weg)
Doch die zweite Aussage steckt tiefer: In bewegenden Nahaufnahmen erzählt Bashir, Basharats Vater von seiner Zeit als Soldat. Er erzählt von seinem Marsch über die Grenze nach Pakistan, als er seine Familie zurückließ für den Glaubenskampf und den Draht zu seinen Kindern verlor.
Bashir, der den bewaffneten Kampf niederlegte und nun sein eigenes Geschäft hat, zeigt, was Terroristen für ihn sind: Ganz normale Menschen, keine kranken Psychopaten. Junge Männer, die durch Irrglauben, Geld und Manipulation in eine Sackgasse getrieben wurden.
So ausweglos, dass selbst seine Söhne immernoch leiden.
Inshallah Football zeigt, was eine Fußballfamilie aus Südamerika auf der anderen Seite der Erde, in Asien, bewirken kann: Hoffnung auf ein gerechtes Leben geben, wo man nicht als Terroristenkind abgestempelt wird.
Und Kumars Film gibt dem Terrorismus eine Geschichte, die garnicht so seltsam erscheint wie ein Bärtiger Al-Qaida Führer im Höhlenversteck. Damit zeigt er eindrucksvoll, dass hinter jedem Menschen, der sich eine AK-47 krallt um zu kämpfen mehr steckt als bloßer Fanatismus.