Max Baldus, ein ehemaliger Rot-Weiß Erfurt-Jugendspieler, spricht über seine Erfahrung als Leistungssportler und dem Leistungsdruck.
Kaum ein Sport zieht so viele junge Leistungssportler an, wie der Fußball. Erfolgreiche Spieler sind echte Stars. Hinter den Kulissen des Blitzlichtgewitters gibt es aber auch andere Träume und Abenteuer. Den Traum vom Fußballstar tauschte Max Baldus lieber gegen etwas besseres ein. In der F-Jugend von Rot-Weiß Erfurt begann die Fußballkarriere von Max Baldus. Nach dem Umzug seiner Eltern von Hamburg nach Erfurt suchte er zusammen mit seiner Familie nach einem passenden Fußballverein für ihn und sie stießen schnell auf den FC Rot-Weiß Erfurt, dem größten und erfolgreichsten Fußballclub in dieser Region. Max wurde nach einem Probetraining sofort aufgenommen und so fing seine Fußballlaufbahn an.
Ein Interview von Giulian Thunert
ERSTE SCHRITTE
Max, hast du die Überlegung mit deiner Familie gehabt, dich am Sportgymnasium anzumelden ?
Die Frage stand immer so im Raum, ob ich wechseln will oder nicht. Ich war zu der Zeit jedoch schon an einem anderen Gymnasium in Erfurt. Mir war deswegen schon immer klar, dass ich nicht wechseln möchte.
Wie konntest du mit den Anforderungen deiner Schule und dem Sport umgehen ?
Es war manchmal schon stressig, wenn man nachmittags Training hatte und dann noch den ganzen Schulkram für den nächsten Tag erledigen musste. In meinen Fall hat sich die Schule auch nicht wirklich dem Sport angepasst. Manchmal hat es ziemlich genervt.
Wie haben sich die Anforderungen von Schule und Sport im Laufe der Zeit verändert? Wurde es einfacher oder schwerer für dich?
Die Anforderungen in Verbindung mit Schule und Sport blieben für mich persönlich immer gleich.
SCHULE, FREUNDE, LEISTUNGSSPORT
Haben die Lehrer an deiner Schule Rücksicht auf dich genommen?
In der siebten und achten Klasse habe ich einen Lehrer gehabt, der selbst in der Jugend bei Rot-Weiß gespielt hat. Der konnte das recht gut einordnen und wusste auch darum. Aber ich habe keine Privilegien oder sonstiges von meinen Lehrern erhalten.
Welche Erwartungen hatten deine Eltern hinsichtlich dem Fußball an dich? Haben sie von dir erwartet, dass du später mal mit dem Fußball Geld verdienst?
Meine Eltern haben mich glücklicherweise nicht zum Fußball gedrängt, dabei war mein Vater selbst mal im Profifußball. Solange ich Spaß am Fußball habe, sagten sie, sollte ich das machen und würden sie mich auch unterstützen. Denen war es nur wichtig, dass sich meine schulischen Leistungen nicht durch den Sport verschlechterten.
Und wie sah es mit deinen Trainern bei Rot-Weiß Erfurt aus?
Natürlich hatten meine Trainer sportlich gesehen Erwartungen an mich, die ich auch versucht habe, zu erfüllen.
Haben sie dich gedrängt, ans Sportgymnasium zu wechseln ?
Gedrängt nicht. Es war immer mal die Frage, ob ich im Halbjahr oder im Sommer wechseln würde, aber nach einer Weile hat sich das Thema immer mehr in den Hintergrund geschoben.
Wie sah deine Freizeitgestaltung in der Zeit bei Rot-Weiß aus ? Haben deine Freunde akzeptiert, dass du durch den Sport nur bedingt für sie Zeit hast?
Ja das war sehr schwierig für mich. Die Freunde aus meiner Schule, die kein Leistungssport betrieben haben, mit denen konnte ich in der Zeit wenig abhängen. Hauptaugenmerk lag eben auf der Schule und dem Fußball. In dem Alter, wo man dann auch abends mal was machen wollte, musste ich meistens meinen Freunden absagen, weil ich am nächsten Tag Spiel oder Traing hatte. Das ging dann immer nicht. Aber die meisten haben das akzeptiert. Meine Freizeit war schon sehr begrenzt.
DIE ENTSCHEIDUNG
Nach der B-Jugend hast du mit dem Fußballspielen bei Rot-Weiß Erfurt aufgehört? Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Genau. Ich traf diese Entscheidung am Ende der B2-Junioren, obwohl ich noch ein weiteres Jahr bei Rot-Weiß hätte spielen können (Regionalliga). Aber mir war schon immer klar, dass ich es nicht bis nach ganz oben packen und mit dem Fußball auch kein Geld verdienen würde. Und dann kam diese Frage mit dem Auslandsjahr hinzu, was mich sehr gereizt hat. Ja, und dann habe ich für mich selber entschieden, dass es Zeit für was Neues war und ich mit dem Fußball als Leistungssport aufhöre.
Du sahst also mehr Chancen für deine spätere berufliche Karriere, wenn du mit dem Leistungssport aufhören würdest?
Richtig. Außerdem sah ich in Verbindung mit dem Auslandsjahr auch ein großes Abenteuer. Und ich konnte mal eine ganz andere Seite von mir und der Welt entdecken.
Wo warst du ?
Ich war für zehn Monate in den USA, um genau zu sein: in Pennsylvania.
Wie siehst du nach dem Auslandsjahr und ein bisschen Abstand zum Sport deine Zeit als Leistungssportler bei Rot-Weiß Erfurt? War es eine gute Entscheidung, in Erfurt mit dem Fußball zu beginnen?
Auf jeden Fall! Es war nicht immer einfach, aber ich habe sehr viel gelernt, vor allem Zusammenhalt und Disziplin. Das hat mich im Nachhinein weitergebracht und davon habe ich bis jetzt sehr oft profitiert.
2013